Samstagnachmittag. Fußballzeit. Diesmal schaffte ich die exakt 13,0 km Gesamtstrecke bis zum Sportplatz in Lengefeld unter
zwei Stunden. Mit Rucksack, Fanzines, Wasser und Digicam. Und Handy in der Hosentasche. Und Kabelsalat in der
Jackentasche. An den Füßen trug ich Schuhe, aber auch sonst war ich untenrum gut eingekleidet.
Ziel der Unternehmung war das Kreisligaspiel der Frauen von Lengefeld gegen die Frauen von Pfaffroda. Ausgetragen wurde das
Duell auf Kleinfeld und die Liga fasst beachtliche neun Mannschaften. Unangefochten an der Spitze steht die Mannschaft
von Blau-Weiss Deutschneudorf, das Schlusslicht bildet eben Pfaffroda.
In Unkenntnis der Ligastärke, und mit der Tabelle im Kopf, erwartete ich ein Scheibenschiessen. Dem war dann nicht so. Einerseits
waren die Gastgeberinnen ersatzgeschwächt (gezielte Schwangerschaft, gezielter Urlaub, gezieltes Arbeiten) und
andererseits entpuppten sich die Gästefrauen als sehr wehrhaft. Der Turm in der Schlacht war eine gut haltende
Torhüterin aus Pfaffroda.
Ich habe ja schon höherklassige Kicks gesehen, auch beim TKV Flöha/Plaue, aber eben auch Zufallsbekanntschaften mit dem Ball, als
man in Grünhainichen versuchte die Sportart zu etablieren (jetzt soll es wohl auch bald so was in Borstendorf geben).
Der TKV Flöha spielt bekanntlich Großfeld, zählt aufgrund der Sichtung und Delegierung nicht als Maßstab. Es waren Frauen vom
Dorf und da muss man eher Grünhainichen zum Maßstab nehmen. Besser ist es, dass es dieses Duell nie gegeben hat.
Lengefeld und in Ansätzen auch Pfaffroda waren keine auf Positionen gestellte Sportlerinnen, die nicht wussten wohin mit
ihren Körperinnen, sondern man erkannte deutliche Spielstrukturen.
Gutes Arbeiten der Trainer, würde ich meinen, denn dies ist schwer zu vermitteln. Dazu kam an diesem Nachmittag ein gutes Maß
an Athletik. Die Einen wollten den anwesenden Besuchern etwas bieten, die Anderen versuchten das zu verhindern. Beides
nötigte Respekt ab. Es war ein hart aber fair geführtes Match, indem die resolut bebrillte und mit geflochtenem
Kopfschmuck versehene Schiedsrichterin nur einmal gelb zeigte. Sie trug zum ansprechenden Sport bei.
Nach dem Abpfiff war ich doch etwas überrascht, dass die Gastgeberinnen scheinbar nicht mit Endresultat und Leistung zufrieden
waren. Da ein rüstiger Opa seine Analogkamera zückte und zum Mannschaftsfoto als Jahresabschluss bat, gesellte ich
mich dazu. So konnte niemand unhöflich ausreißen. Die Fotos wurden trotzdem nicht gut. Wahrscheinlich war es zu
dämmrig, oder meine Hand zitterte angesichts des Frauenfleisches. Nichtsdestotrotz eine coole Sache, dass es alte
Freaks gibt die da noch mal Retroapparate auspacken. Da ich hier auch aus meinem Analogsammelsurium ab und an was
zeige, doppelt interessant.
Meine Analogcam habe ich am 13.09.2000 bei Ebay gebraucht erstanden. Stolzer Preis waren 89,00 DM. Das Teil ist von der Nürnberger
Firma BRAUN und als ich es erhielt, hatte ich null Plan, was ich einstellen musste, denn immerhin hat das Teil auch
Dreifachzoom und dieser machte unter Umständen echt gute Bilder. Um aber zu wissen, wie man welche Einstellung
realisiert, musste ich mehr wissen. Eine Odyssee begann. Es gibt zwei Firmen mit dem Namen BRAUN. Eine fertigt
Haushaltsgeräte. Zum Beispiel Epiliergeräte für Frauenbeine und Männerärsche. Die war es dann nach einem Telefonat
ausdrücklich nicht. Aber ich bekam neue Nummern und landete bei BRAUN in Nürnberg .
Jenen erklärte ich, dass ich eine einigermaßen komplizierte Kamera aus deren Hause und zwar mit Tasche, aber ohne
Anleitung gebraucht gekauft hatte. Man war kooperativ. Ein paar fleißige Bürohände schoben die Bedienungsanleitung
des Auslaufmodells über den Scanner, pappten die Zettel in Heftform zusammen, packten alles in ein großes Kuvert und
schickten es mir zu.
Dafür habe ich 0 DM (in Worten: nichts, null, zero) bezahlt. Immer wird über Servicewüsten bei uns gemeckert. Ich tue das auch.
Aber im Jahr 2000 war ich richtig happy und BRAUN Fototechnik (so heißt der Laden heute) habe ich in mein abendliches
Gebet zur Umschiffung jeder Wirtschaftskrise mit einbezogen.
Bevor ich diese Kamera morgen noch zücke und Schmetterlinge (Ähem, Schnauze!, wir haben bald Winter!) auf
taubetröpfelten Wiesen beim Tagwerk (Was machen die eigentlich so bis zum Feierabend kurz nach vier?) fotografiere,
werde ich mir Alternativen überlegen müssen. Mein Tagebuch für die Page refreshen wäre eine Lösung.
Den Hinweg nach Lengefeld bestritt ich übrigens mit dem Album "The Blueprint 3" von Jay-Z. Rückzu war es dunkel und
ich hörte zufällig die Klassescheibe "Stab Wounds" von Dark Fortress. Nebenher musste ich mehrfach die Klingel an
meinem Spazierstock betätigen um heraneilende Eisbären und Flusspferde zu vertreiben. Unangetastet kam ich schließlich
daheim an und löste das Bewegungsmelderlicht über der Hautür aus...
...hiermit drohe ich den Frauen aus Lengefeld an, dass ich noch mal einen Euro Eintritt beim Kassenwart ablege. Verbunden mit
dem Besuch eines eurer Spiele...
Grüsse gehen diesmal an:
"Wohlan, nun ja, es ist von mir, dieses Billetdoux, das schelmisch sein Köpfchen unter Dein Kissen legt. Morgen
wird alles gewagt! Wohlan, warum soll ich noch länger warten, Dir zu sagen, was mich tiefinnerst drängt aus meinem
Herzen, aus meinem klopfenden Herzen? Kaum sah ich Dich, o schöne Mei, da fühlt' ich mich just wie seinerzeit, als
die Prochonskaja die Aida gab, auf einem Traktor, unter der Regie von Kutusow, bei den Agrarfestspielen auf dem Mars.
Mein Herz donnerte wie eine Turbine. Ach, die Liebe, die Liebe ist ein Pfeil. Und der Kuß- ist er etwa nicht das
rosige Apostroph zwischen den Worten ich lieb Apostroph dich? Mei,