Leseproben

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Fremdschreiben für Wessiärsche

Diesmal war ich Ghostwriter im Präteritum für das Hamburger Fanzine "Kiezkieker". Lest nun! Was gedruckt wurde.





Aus Gellert Szenario 13



Aus Gellert Szenario 12 - Das Magazin zum 60. Geburtstag der Republik



Aus Gellert Szenario 11 - Das Retrozine



Aus Bückware#1

Ich möchte Sie, lieber Leser, einladen. Einladen in meine Welt, die erschreckend und faszinierend zugleich ist. Mein Herz habe ich an Horrorgeschichten verloren, mein Verstand sagt mit süffisantem Lächeln, dass dies nicht alles ist und keinen vom Hocker reißt.
Also musste ich mein Herz fragen, was denn nun zu tun sei. Dabei ist mir aufgefallen, dass noch ein Rest Blut in mir schwappt, welcher mit dem Geassel und Social Beat, oder wie immer man das nennen mag (auf meiner Homepage ist es Social Trash) weitermachen will. Weitermachen, weil ich denke, dass es meiner Leserschaft so zusagt.
Wir werden Grenzerfahrungen ausloten und dabei einen gewöhnlich ungewöhnlichen Illusionisten kennen lernen, der die Besucher seiner Show ans Arbeitsamt verweist.
Gemeinsam werfen wir einen Blick hinter die bunten Kulissen einer psychiatrischen Station und sehen wie sich die Patienten benehmen.
Dann erwartet uns eine Kleinstadtidylle aus dem Leben des Autors, die plötzlich von leichten Mädchen geschwängert wird und wir hoffen zurecht, dass es nicht so ausartet, wie auf dem Teeniestrich in Leipzig.
Schließlich begegnen wir dem Fernsehprogramm in seinem täglichen Wahnsinn. Dabei wird das Leben unseres Anti- Helden mit den schauerlichen Auswüchsen sogenannter Quizshows verknüpft.
Als Höhepunkt dieses Druckwerkes besuchen wir einen einsamen Menschen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine Umwelt durch ein kleines Loch zu begutachten und der dabei in die Fänge der monströsen Milieupolizei gerät.

Wir werden in diesem Heft Gemeinsamkeiten entdecken und ungläubig die Köpfe schütteln, was mich nicht ausschließt, manchmal staune ich selbst, welch elementaren Blödsinn ich aufs Papier gebracht habe. Reichen wir uns also die Hände und machen Nackengymnastik!

Aus der Ausgabe 10

....Die dazugehörigen trockenen Frauen des nassen Rastamannes legten seine feuchten Kleidungstücher in die Sonne, das aus Langeweile gezeugte Kleinkind bekam Brei aus einem Blechnapf. Vati holte ein neues Bier und lachte. Die zwei verbliebenen Vorderzähne zeigten uns, dass nicht jeder Sturz im Wasser enden muss....

aus "(K)ein Twinner fällt ins Wasser"

....Manchmal kratzte er sich die Stiche auf und leckte das Blut von den Fingerspitzen. Später ging er gar nicht mehr zur Schule und kratzte nur noch....

aus "Cummi"

....Er wusste, welcher Schlagerstar gerade eine Neue aufgerissen hatte und wie seine Alte litt und wie die Alte öffentlich weiter leiden würde, um an ihren Anteil seiner zusammengekrächzten Mäuse zu kommen....

aus "Spätverkehr"

.....Mit Blick auf die Tachonadel und die Uhr hielt ich dann an einem Auto, dessen Kofferraumklappe offen stand und in den eine Ruheständlerin Gartenpalmen und Affenbrotbäume lud.
"Ein bisschen Abkühlung täte gut.", sagte ich und, "Es könnte mal wieder regnen."
"Das muss nicht weit von hier sein, ich höre die immer bläken.", entgegnete sie später auf die Frage, ob hier irgendwo ein Fußballstadion sei......

aus "FC Sachsen Leipzig gegen Chemnitzer FC"

....Dort wo er einst schlief und wir tagten, steht heute ein Ziegenbock aus Eppendorf und zerstört Pappmachetüren mit seinen Hörnern. Später machte er den Weltkonzern QUELLE transparent. Er schrubbte die Fenster der Filiale Leipzig....

aus "Chemnitzer FC gegen FC St.Pauli"

Aus der Ausgabe 9

Am darauffolgenden Morgen kroch der Scham über die Bevölkerung, keiner wollte sich an irgendetwas erinnern und da die Chronik gefüllt und ein Richterspruch vollzogen werden musste, hängte man Druot. Indizien: 24mal Frauenanziehzeug und 24mal Kopfhaare- verbuddelt im Garten der Witwe Arnulfi (doppelte Witwe sozusagen).
Grenouille war sich selbst und der ganzen Menschheit zuwider. Er empfand nur noch Hass und wollte nach Paris- sterben. Die Alternative waren Küsse des Königs auf seine Stiefel, gefeiert werden wie ein Messias und weiß der Teufel was. Er hatte den ultimativen Duft in seinem Besitz und konnte Hunderttausende hinter sich scharen, sich bejubeln lassen, aber er wollte nicht. Er wollte einen eigenen Körpergeruch, konnte ihn aber nicht bekommen, weil dieser halt angeboren ist.
Und da er wieder am Plomb du Cantal vorbeizog, glaubte ich schon, dass er wieder in die Höhle geht (da es auch nunmehr wenig Seiten bis Buchende waren) und sich mit seinem Endprodukt besäuft, aber nein- dieses Kapitel seines Lebens war abgeschlossen.
So landete er ihn Paris, suchte einen Friedhof auf, dort, wo sich dann um Mitternacht Verbrecher, Mörder, Diebe und ähnliches Gesindel traf. Und er entkorkte den Flakon, beträufelte sich, spritzte umher...

Und dann brach mit einem Schlag die letzte Hemmung in ihnen, der Kreis in sich zusammen (dreißig böse Menschen, d.R.). Sie stürzten sich auf den Engel, fielen über ihn her, rissen ihn zu Boden. Jeder wollte ihn berühren, jeder wollte einen Teil von ihm haben, ein Federchen, ein Flügelchen, einen Funken seines wunderbaren Feuers. Sie rissen ihm die Kleider, die Haare, die Haut vom Leibe, sie zerrupften ihn, sie schlugen ihre Krallen in sein Fleisch, wie die Hyänen fielen sie über ihn her. Aber so ein Menschenkörper ist ja zäh und lässt sich nicht so einfach auseinanderreißen, selbst Pferde haben da die größte Mühe. Und so blitzten bald die Dolche auf und stießen zu und schlitzten auf, und Äxte und Schlagmesser sausten auf die Gelenke herab, zerhieben krachend die Knochen. In kürzester Zeit war der Engel in dreißig Teile zerlegt, und ein jedes Mitglied der Rotte grapschte sich ein Stück, zog sich, von wollüstiger Gier getrieben, zurück und fraß es auf. Eine halbe Stunde später war Jean Baptiste Grenouille in jeder Faser vom Erdboden verschwunden....

Aus der Ausgabe 8

...Sandokan „der Tiger von Malaysia“ kam hinter Gitter, auf den TV- Kanälen wurde über einen Anschlag gemutmaßt:
„Menschen hätten an Brüstungen gehangen und wären bereit gewesen in die Tiefe zu springen, wenn nicht im letzten Moment ein beherzter Staatsdiener aufgetaucht wäre.“
In den Printmedien wurde über einen feigen und hinterhältigen Terrorversuch geschrieben:
„Der Täter hatte die Absicht die eingeschränkte Bewegungsdynamik der größtenteils greisen Bewohner auszunutzen, um eine möglichst hohe Opferzahl zu erzielen. Man sprach von einer sorgfältig geplanten Tat, wobei weder Kosten noch Mühen gescheut worden waren.“
Vor allem die Tatsache, dass dieser religiöse Krüppel nicht bereit gewesen sein mochte als Kamikaze sein Leben zu lassen, empörte die Einwohner. Doch schon im nächsten Absatz standen die Horrormeldungen von Bombeneinschlägen in Kabul und auf der Titelseite war ja Nadja Abdel Fahrrad (Naddel), die das fünfzehntausend Mark teure Brilliantenherz
(Ein Aufschrei der „Huch- bin- ich- heute- wieder- schön- Schicksen“ aus dem GS Nr.7: „Wie kann man nur so blöd sein und solche Geschenke zurücksenden?“, während Sarah Connor daneben sitzt, an ihrem Martini nippt und vor Selbstgefälligkeit ihre Nippeln spitz werden lässt.)
per Post dem Siegel, Ralf schickte, weil sie einfach den Verwesungsgeruch nicht mehr abkonnte, der sich jedes Mal unter der Steppdecke breit machte, wenn er seine Schlafanzugjacke auszog und zur Sache kommen wollte.
Zur Urteilsverkündung von Barbara Salesch (lebenslange Haft, zur Bewährung ausgesetzt und 50 Stunden gemeinnützige Arbeit- die er mit dem Polieren des usbekischen Eselsreiters verbrachte) rief der Angeklagte in seinem Schlussstatement:
„Nieder mit dem Milzbrandterror! Freiheit für alle Flugobjekte!“
Das auf der Anklagebank nach der Desinfizierung, Räumung und Inquarantänenahme des Gerichtsgebäudes gefundene Pulver entpuppte sich als Tortenguss...

Aus der Ausgabe 7

....Eine wilde Frau mit Hundehalsband konnte ich beim "Wasser abschlagen" (oder gilt der Ausdruck nur für Männer ?) ins Gesicht eines Pimmelträgers beobachten und ein masochistischer Pantoffelheld flehte:
"Darf ich dich lecken, Herrin ?"
die wiederum ohne sich die Scham abzuwischen erwiderte:
"Erst wenn du mir auf den Stiefel gespritzt hast."
Also legte er seine fleischige Spritzpistole frei und machte seinen Job.
Zur Strafe sah ich danach (nach was eigentlich ?) noch eine Stunde Schlingensief's Talkshow der anderen Art und bekam echte Probleme mit meinem Weltbild als Schlingensief eine bezeichnende Frage an die senile Frau Uhse stellte:
"Wie kann ich mich bloß von meiner AIDS- Schuld freisprechen. Jedesmal wenn ich Pornos gucke und der Akt vollzogen wird, denke ich: ‚Hoffentlich hat sich jetzt niemand angesteckt.' Und dabei habe ich einen riesengroßen Ständer."
Beate Uhse antwortete mit:
"Sie brauchen keine Angst haben, sie können sich da nichts wegholen, das passiert doch alles im Fernsehen."
Wie ernst die Frage gemeint war, weiß jeder, der die Partei "Pro 2000" von Herrn Schlingensief kennt. Zum Wahlkampf war er damals mit 2000 Nudisten in den Wolfgangsee gesprungen und hatte ein Gemeinschaftsplanschen initiiert, um die Villa von Dr. Kohl zu überschwemmen....

...Wie die "Apollo"- Besatzung kreuzten wir durch Nebelbänke, vorbei an verschneiten Wäldern und frostdurchsetzten Büschen....
In unmittelbarer Nachbarschaft befand sich ein zugewehtes großes Haus, welches mich fatal an das "Overlook- Hotel" in Stephen King's "Shining" erinnerte, der Nebel tat sein übriges und ich erwartete ein Horde Werwölfe aus dem Busch, oder ein Trupp Außerirdischer, die uns entführen würden.
Nichts dergleichen geschah, dafür waren wir nur zu siebt, da ein Auto (das von Torwartfreddy) im Nebel den Anschluß verloren hatte. Nach dem wir uns neunzig Minuten aufgewärmt und die Fußballschuhe voll geschmolzenen Schnee hatten, kamen dann doch noch die Nachzügler und Freddy verkündete entschieden:
"Hier spiele ich nicht, ich sehe ja nicht mal die Mittellinie !"
Nach etlichen Diskussionen stand er dann doch im Tor, denn wir waren sowieso nur zu zehnt. Und das wir trotzdem gewannen, verdankten wir Börni.
Mitte der zweiten Halbzeit, beim Stande von 0:0, schnappte er sich den Ball und protzte:
"Das ist genau meine Freistoßposition."
Alle meine Mitspieler drehten sich weg und betrachteten verzückt zugeschneite Tannen und waren absolut überzeugt davon, daß der Fußballnachmittag nun beendet sei, da der Ball durch das neblige Nichts in die Erdumlaufbahn katapultiert werden würde. Aber wie einst "Bähre" Bähringer, der entweder die Glühbirnen von der Anzeigetafel an der Fischerwiese schoß, oder mit der "Flutsche" das Netz zerriß, feuerte Börni den Ball in die Maschen und jubelte mit ausgestreckten Armen durch die Schneewehen.
Niemand verübelte ihn das er, nun endgültig motiviert, zehn Minuten später wieder mit einem Freistoß beinahe das "Overlook Hotel" in Schutt und Asche gelegt hätte, denn wir gewannen trotz roter Karte und acht Feldspieler mit 1:0 und alle Frauen hatten zum Adventsstollen ihre Männer wieder (was fast noch wichtiger war als das Resultat)....

Aus der Ausgabe 6 "Das Tor"

...Melissa Everidge saß mit seitlich angezogenen Beinen in ihrem Lieblingssessel, sah fern und war geil.
‚Und beschwipst', stellte sie mit einem leisen Kichern fest und schwenkte ihr Glas im Kreis, so daß der Wein im Inneren des kunstvoll geschwungenen Glases Wellen schlug. Dabei preßte sie sich eine Ferse von hinten in den Schritt und merkte wie sie langsam feucht wurde....

...So lag er im Container, sah durch das Fenster die Nacht und aller paar Minuten die Lichter der, vom Airport Nord abgeflogenen, Flugzeuge und hin und wieder wurde seine Träumerei durch eine gewaltige Blähung des über ihm liegenden Zimmermanns unterbrochen.
Damit konnte er noch leben, aber wenn er mitbekam, wie ein Kollege heimlich masturbierte, oder das Ekelpaket, was direkt neben der Tür lag und der sich zumindest auf der Baustelle die Füße nie wusch, die Socken nie wechselte, dafür aber an den mittlerweile eiternden und offenen Beinen kratzte, dann verfluchte er die ganze Plackerei und die Unannehmlichkeiten, die sein Job mit sich brachte.
Einmal war er soweit gegangen, daß er das Ekelpaket verprügelt hatte, nachdem dieser sturzbetrunken Dave's Schlafstätte mit der Toilette verwechselt hatte und ihm schließlich noch in die Filzstiefel kotzte. Geholfen hat es nicht, am nächsten Morgen im Waschraum begrüßte ihn das Opfer mit blauem Auge und konnte sich an nichts erinnern....