Chemnitzer FC - VFC Plauen zurück zur Spielauswahl

05.12.2009, Chemnitzer FC - VFC Plauen 1:3 und ein Deutsch-Iraner wirbelte

Nach dem verlorenen Heimspiel sprach mich IM Tim Toupet im Schutze einer Mauer an und stellte mich bezüglich der Spielberichte auf der Page zur Rede. Das finde ich natürlich gut. Leider kann der IM meinen Youtubekanal nicht beehren, weil er nur "ein 52K-Modem" besitzt. Ich erhöhe um 4k auf den Standard, was aber die Ausgangslage nicht verbessert. Selbst wenn ich zukünftig meine Videos extrem komprimiere, würde es nur dazu führen, dass es dann Fußballtetris im Player gibt. Außerdem wäre ich ganz schnell meine Kanalabonnenten los.
Ansonsten habe ich Verständnis für diese exotische Datenübertragungsart, schon allein, weil ich vor einem Jahr selbst so lahmte. Was kann man dagegen tun? Solidarität zeigen, zum Beispiel. Wie? Indem ich diesmal die Fotos etwas gestaucht und beschnippelt habe. Die entstehenden Ladezeiten verbringst du nun mit dem Lesen dieser Zeilen…
Nach den furiosen letzten Spielen des Club wurde es an diesem Samstag eine Niederlage. Gegner war Plauen und die Vogtländer brauchen immer Punkte im Abstiegskampf. Warum dann der Besuch im Gästeblock überschaubar blieb, ist mir fremd. Immerhin war es ein Derby beim großen Nachbarn aus der Bezirkshauptstadt.
Die Anfeuerungen für das Gästeteam steigerten sich im Verlaufe der Partie, was dem Spielverlauf geschuldet war. Man vernahm "WEMA"-Rufe und für mich die Gelegenheit mal ein Schubkästchen zu öffnen. Als Hardcorefan der BSG Einheit Flöha hatte ich in den 80ern das privaten Vergnügen die richtigen WEMA-Kutten bei ihrem Auftritt in Flöha zu begutachten. Schauplatz war ein Nebenspielfeld (Mistwetter!) der Max-Lange-Kampfbahn. Flöha lag tabellentechnisch aussichtslos, WEMA irgendwo zwischen Fisch und Fleisch. Kurz vor dem Anpfiff machten sich sechs Gestalten mit zwei Bannern lautstark bemerkbar. Sie waren auf verschlungenen Pfaden eingereist und hatten wohl einige Gläser im "Bruno" (RIP) geleert. Die Fahnen befestigten sie an den Abgrenzungsketten, über die wir in der Saisonvorbereitung immer bis zum Erbrechen springen mussten.



Das Spiel selbst besuchten nur 280 Zuschauer und es wurde ein müdes 0:0. Ununterbrochen munter waren die Gästefans in ihrer Kreativität, was auch über die Saison gesehen der einzige lautstarke Support in Flöha gewesen ist. Die Vereinsfarben von WEMA haben allerdings nichts mit denen des heutigen VFC gemein. NPD-Aufkleber sind durch die Weitgereisten damals auch nicht verteilt worden, was sicher auch nicht angebracht gewesen wäre, denn dafür fehlte das Publikum und Schimpfe von der Stasi war auch ein eigenes Kapitel.
So, wie viel Bilder sind jetzt zu sehen? Drei, vier? Also noch paar Sätze…
Irgendwann erzielte der Gast das 1:0 und ich sah den Ball nur im Netz zappeln. Schöner Mist! In der Folgezeit versuchten die CFC-Kicker irgendwie Füße auf den Boden zu bekommen, was aber über die gesamte Spielzeit nicht gelang. Plauen tat wenig, wenn man mal das Verdichten der Räume abzieht. Aus der eigenen Hälfte staunten sie über Abspielfehler und Ungenauigkeiten des Gastgebers. Mal abgesehen von Emmerich, der paar lange Bälle präzise in den Lauf der Vorderleute brachte, waren es zu wenig bemerkenswerte Aktionen, die den Gast hätten nervös machen können.
Andersrum fiel mir ab Mitte der ersten Halbzeit ein VFC-Stürmer auf, der zwar körperlich nicht sonderlich präsent war, aber sich gern in dubiose Zweikämpfe verstricken ließ und auch spielflußstörende "Liebesbekundungen" gern mitnahm. Abgesehen davon war er technisch versiert.
So, wie viel Bilder sind es jetzt? Fünf, sechs? Weiter…
Und er hatte einen guten Antritt. Ich ließ mich auch verstricken. Opfer und Täter war mein Traversennachbar. Rentner, also nicht Vorruhestand, sondern etablierter Ruhestand. Seine dubiosen Aussagen mit einem Touch "Gästebrille" fand ich erheiternd. Also fragte ich, wer der 18er von Plauen sei.
"Keine Ahnung. Ich bin nicht von Plauen."
Es fiel das 2:0 und er fiel mir um den Hals. Soso.
Der nächste Satz war: "Ich glaube das ist ein Iraner, den ham wir aus Jena von der Zwoten. Guter Mann."
Inzwischen waren genau die Räume entstanden, die eine Heimmannschaft mit 0:2-Rückstand zwangsläufig anbietet. Für so eine Situation war jener Fardjad-Azad (21 Jahre alt, einsachtundachtzig groß, Jugendschule in Berlin, ablösefrei von Jena II nach Plauen…okay, alles von transfermarkt.de geklaut…) der richtige Mann.
Ein Anspiel auf Höhe der Mittellinie reichte für ihn, um sein technisches Equipment und seinen Turbolader vorzuführen. Die zurückgeeilten Chemnitzer Spieler sahen mehr oder weniger tatenlos zu, wie er mit einem satten Schuss an den Innenpfosten ins Tor traf. 0:3, das war happig und die ersten Miesepeter verließen das Stadion. Einige waren sowieso häufiger im Bauklo und am Bierstand gewesen, als mit dem Gesicht zum Spielfeld gewandt. Wer noch dablieb, erlebte das Ehrentor, mehrfache Azad-Rufe aus dem Gästeblock und ein kurzes Aufbäumen der Himmelblauen, was aber am (gerechten) Spielausgang nichts mehr änderte. Einfach mal verloren, nicht mehr und nicht weniger und eindeutig kein Weltuntergang!
Achso…beim Studieren der Fernsehbilder sah ich dass der Netzzappler#1 auch von Azad verursacht worden ist.
So, IM, jetzt sind aber alle Bilder da, ich schicke paar virtuelle Grüsse an die Nordkurvencrew, an Watson (Nein, ich rauche nie mehr im Bett!) aus Flöha für seine Fachanalysen zur WM-Auslosung und ein paar Grüsse in den Rockerhimmel an Chuck Schuldiner von Death, der vor fast exakt acht Jahren seine letzte Reise antrat. Das letzte Album von Death ("The Sound of Perseverance") hörte ich auf der Rückfahrt, wenn auch nicht über Bordlautsprecher. Jenes Machwerk landete in einer Hörer-All-Time-Hitliste der 100 Topalben nach Metalstrickart auf Platz 5. Nicht schlecht.
Mit einem fünften Platz für Chemnitz am Saisonende wäre ich auch nicht unzufrieden… Die Bilder zum Spiel:























Nun für B-Mann der DDR-Nationalelf-Kauderwelsch mit Fehlprognose zum Fassungsvermögen der Großkampfbahn:



Die Aufnäher für jeden Tag oder auch nicht:



Und noch dreimal Kinderkacke:







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